#Deniz Aytekin
Show notes
Deniz Aytekin gilt heute als einer der besten und angesehensten Schiedsrichter Europas und wird 2026 seine Karriere dennoch beenden. Dreifacher „DFB-Schiedsrichter des Jahres“, international im Einsatz, Keynote-Speaker, Unternehmer – und ein Mann mit Haltung.
Wenn Aytekin ein Fußballspiel leitet, dann spürt man sofort: Da steht jemand mit natürlicher Autorität auf dem Platz. Klar in der Entscheidung, ruhig in der Kommunikation, verbindlich im Umgang. Einer, dem man vertraut – selbst, wenn man anderer Meinung ist. Doch dass Aytekin einmal so wahrgenommen werden würde, war alles andere als selbstverständlich. Als er 2008 seine ersten Spiele in der Bundesliga leitete, galt er vielen als streng, unnahbar, zu hart im Ton. 2011 wählten ihn die Bundesliga-Spieler sogar zum unbeliebtesten Schiedsrichter des Jahres.
Eine öffentliche Ohrfeige – und zugleich der Wendepunkt. Statt sich zu rechtfertigen, begann der 47-Jährige, sich und sein Wirken radikal zu hinterfragen. Es war der Anfang einer Entwicklung, die ihn nicht nur fachlich, sondern vor allem menschlich wachsen ließ.
Im neuen LEADERTALK mit Business-Coach und Host Mounir Zitouni spricht Aytekin über diesen Weg – und darüber, was gute Führung wirklich ausmacht: Klarheit in der Sache, Wertschätzung im Ton. Er erzählt von seinem Wandel, vom inneren Kampf mit eigenen Fehlern, von Grenzerfahrungen auf dem Platz – und von der Kraft, die entsteht, wenn man sich selbst ernst nimmt, ohne sich zu wichtig zu nehmen.
Es geht um psychologische Sicherheit im Schiedsrichter-Team – und um die Fähigkeit, in hitzigen Momenten Mensch zu bleiben. Ein Gespräch über Verantwortung unter Druck – und darüber, wie man zu jemand wird, dem andere folgen, ohne dass man es einfordert.
📌 Die Folge mit Deniz Aytekin:
- 00:00 min: Begrüßung und Vorstellung
- 05:08 min: Richtig und falsch
- 11:50 min: Was ist Erfolg?
- 16:01 min: Verlässlichkeit und Leidenschaft
- 26:27 min: Der Aufstieg im DFB-Kosmos | Wie viel Ellbogen braucht es?
- 33:40 min: Autorität, Wertschätzung, Authentizität
- 42:30 min: Den Menschen sehen
- 44:37 min: Öffentliche Ohrfeige 2011
- 50:20 min: Mit Namen ansprechen!
- 54:53 min: Psychologische Sicherheit im Schiedsrichter-Team
- 1:00:03 min: Das schwierigste Spiel
- 1:02:25 min: Veränderte Stimmung im Stadion
- 1:07:47 min: Emotionen auf dem Platz
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Show transcript
00:00:00: Ich bin jetzt siebenvierzig.
00:00:01: Klar kommt jetzt ein großer, neuer Abschnitt, in dem ich sage, ich habe bewusst losgelassen von der Schiedsrichtertätigkeit zum Ende der Saison.
00:00:10: Und dann stellst du dir die Frage, würdest du das alles noch mal so machen?
00:00:14: Und ich meine, keiner weiß ja, was man da alles aufgibt dafür.
00:00:21: Also jedes Leben hat ja seinen Preis.
00:00:23: und die schwierigste Frage für mich ist immer, wenn Leute mich fragen, würdest du alles genauso machen?
00:00:30: Und da gibt es schon Momente, wo ich sage, weiß ich nicht, ob das alles richtig war, weil man eben ganz viele Sachen verpasst hat, insbesondere jetzt bei meinen Kindern oder bei meiner Tochter, insbesondere, wo ich einfach sehr viel Zeit verpasst habe mit ihr.
00:00:45: Das kann man nicht mehr nachholen, das kann man nicht mehr aufholen.
00:00:49: Das ist auch natürlich immer verbunden mit einem Schmerz, der in einem liegt, wo man sich dann auch schon die Frage stellt.
00:00:59: War es das alles wert?
00:01:01: Wenn jemand mich kritisiert, frage ich mich als allererstes, was ist mein Beitrag?
00:01:07: War meine Gestik komisch wirklich arrogant?
00:01:10: Wirklich was aus sich?
00:01:11: Ich meine, ich bin halt ein sieben neunzig groß, hab ziemlich viele Falten und dann wirkt das manchmal sehr dominant.
00:01:19: Oder wenn ich normal schaue, schaue ich halt böse.
00:01:21: Ich kann nichts dafür.
00:01:22: Also das ist wirklich einfach so... gegeben und dann muss ich mir das bewusst sein.
00:01:28: und als das natürlich, als ich da eben zum einen der schlechtesten oder unbeliebtesten Schiedsrichter gewählt wurde, da stellst du dir schon die Frage, was ist mein Beitrag?
00:01:37: und da ging für mich schon so diese Reise los, sich selbst zu hinterfragen, zu überlegen, okay, fachliche Expertise alleine reicht nicht aus.
00:01:46: und um quasi, also gibt es ja ganz tolle auch Wissenschaftliche Studien dazu, dass die reine fachliche Expertise nicht ausreicht, um in der Spitze als Führungskraft zu agieren, als Lieder zu agieren.
00:02:05: Da gibt es eben andere Komponenten, emotionale Intelligenz.
00:02:12: Das sind so Themen, mit denen man sich auseinandersetzen muss.
00:02:14: Man muss sich selber auseinandersetzen, wie wirke ich wann, warum wirke ich jetzt plötzlich so?
00:02:21: Und was ist der Trigger, dass ich plötzlich aus meiner Haut fahre und die Leute so anschrei?
00:02:25: Und früher habe ich halt jede Rückfrage eines Spielers als Angriff auf meine Person gewertet, beispielsweise.
00:02:40: Hier ist Munir Zituni und ich unterhalte mich mit bekannten Persönlichkeiten aus dem Fußball über ihren Werdegang, ihre Lebensphilosophie und Ansichten.
00:02:49: Können wir etwas von diesen Menschen lernen?
00:02:51: Dieser Frage gehe ich in meinem Podcast nach und wünsche euch viel Spaß in meiner neuen Folge.
00:03:04: Ja, hallo, eine neue Ausgabe vom Leader Talk und heute mein Gast kein Trainer.
00:03:11: kein Funktionär, sondern einer, ohne den ein Fußballspiel tatsächlich nicht stattfinden kann, nämlich ein Schiedsrichter und dazu noch ein ganz besonderer, einer der besten des Landes, Dennis Eitikin.
00:03:24: Und ich freue mich sehr, Dennis, dass du der erste Schiedsrichter auch bist in dieser langen Reihe von über siebzig Gesprächen jetzt und das Thema Führung natürlich auch noch mal aus einer ganz anderen Sicht beschreiben kannst.
00:03:37: Schön, dass du da bist.
00:03:38: Ja, vielen Dank für die Einladung.
00:03:40: Ja, hab mich wirklich sehr, sehr drauf gefreut.
00:03:44: Ich will dich kurz vorstellen, Dennis.
00:03:47: Du bist in Nürnberg geboren, lebst auch bei Nürnberg.
00:03:51: Deine Eltern sind aus der Türkei eingewandert.
00:03:54: Du bist hier in diesem schönen Land geboren und hast Fußball gespielt.
00:04:01: Nicht ganz so hoch.
00:04:02: Kannst du vielleicht auch gleich nochmal sagen, aber trotzdem der Fußball hat dich, hat dich gepackt, aber natürlich bist du uns auch allen bekannt als, als Schiedsrichter, deiner erste Bundesliga-Party, zwei Tausend Acht.
00:04:14: Seit zwei Tausend Elf, dann auch international, du wurdest zwei Tausend Neunzehn, zwei Tausend Zweiundzwanzig und Vierundzwanzig DFB-Schiedsrichter des Jahres und bist ja nicht nur Schiedsrichter, sondern du bist auch Familienmensch, Vater, Ehemann und Betriebswirt.
00:04:30: Und dabei in dieser Rolle Mitgründer, Aufsichtsratsforzitzender von Anwalt.de, also eine der führenden Rechtsberatungsfirmen in Deutschland.
00:04:38: Du bist Geschäftsführer von Fitnessmarkt.de, das ihr vertreibt Fitnessgeräte und du bist dazu noch ein sehr gebuchter Kinotspeaker.
00:04:47: Das heißt Dennis, um dich muss man sich nun wirklich keine Sorgen machen, wenn ab dem nächsten Jahr dann tatsächlich die Zeit ohne den Fußballplatz also.
00:04:58: In der Rolle des Schiedsrichter, das dann stattfinden wird, du wirst im kommenden Jahr deine Karriere beenden und das wird natürlich auch ein Teil dieses Gespräch sein.
00:05:08: Ja, das mal so zu deiner Vita Dennis und ich möchte gleich mit einer Frage einsteigen.
00:05:15: Lass uns doch mal über richtig und falsch reden.
00:05:18: Schiedsrichter, da geht es einfach viel um richtig und falsch und du bist jemand, der nun jahrelang in Sekundenbruchteilen genau das entscheiden muss.
00:05:26: Was ist richtig?
00:05:28: Was ist falsch?
00:05:29: Was bedeuten dir diese beiden Worte nach all diesen Jahren?
00:05:34: Boah, das ist gleich zum Einstieg eine sehr schwere Frage.
00:05:37: Ich weiß.
00:05:38: Was
00:05:38: ist richtig, was ist falsch?
00:05:39: Das ist echt eine sehr gute Frage, weil es gibt ja... Natürlich gibt es Situationen, wo du sagen kannst, das ist schwarz oder weiß.
00:05:47: Und das haben wir auch im Berufsalltag.
00:05:49: Wenn Situationen passieren, die unauslegbar sind und klar sind, Aber die große Herausforderung und die große Diskussion, die geht ja dann los, wenn es eben so eine Grauzone ist.
00:05:59: Und diese Grauzone versuchen wir, schied sich da auf den Platz natürlich so klein wie möglich zu halten.
00:06:06: Aber das ist eben die ganz große Kunst im Fußball, weil der Fußball, jede Situation ist individuell, jede Situation ist einzigartig.
00:06:15: Und was in der Fußballfamilie natürlich sehr häufig passiert ist, dass man... Werverweise macht und sagt vor sieben Spieltagen gab es eine ähnliche Situation.
00:06:24: Aber leider ist es dann in der, wenn man sich dann im Detail damit auseinandersetzt und nicht oberflächlich drüber geht, dann findet man eben nur Orson, die anders sind.
00:06:34: Und dann mag der ein oder andere sagen, ja, aber das ist doch, da wird das eben jetzt nicht so hingedreht, wie man das möchte.
00:06:42: Wir versuchen natürlich, in unserer Arbeit fachlich alles so aufzuarbeiten, dass es eben wirklich nachvollziehbar ist, seriös ist und auch einem bestimmten Muster entspricht, wo wir alle Beteiligten sagen können, ja okay, bei dieser Situation ist es tatsächlich ein Handspiel und bei dieser gehen wir eben von einem Nicht strafbaren Handspiel aus, aber das ist eben genau diese Herausforderung, wenn es Nuancen sind, die sich da unterscheiden.
00:07:15: Aber das macht halt dann diese Tätigkeit auf diesem Top-Level aus, dass man nicht einfach so pauschal drüber geht.
00:07:22: Das ist auch die Arbeit, die die sportliche Leitung beim DFB mit uns macht.
00:07:27: Also wirklich jede einzelne Situation analysieren, diskutieren, fachlich.
00:07:33: auseinanderlegen, um dann zu sagen, okay, was ist für uns jetzt die richtige Entscheidung?
00:07:39: Und dabei gibt es eben sehr schöne und sehr viele interessante Diskussionen, die die Fußballfamilie dann natürlich auch ausübt.
00:07:50: Hat sich für dich selbst ganz persönlich auch dieser Blick auf das richtig und falsch, auf die eine Wahrheit verändert?
00:07:57: Also kriegt man da einfach einen anderen Zugang zu?
00:08:00: Absolut.
00:08:00: Also was ist richtig, was ist falsch?
00:08:03: Alleine schon die Frage, ist das richtig, was man mit seiner Karriere, also ist das, was ich jetzt, ich meine, ich bin jetzt siebenvierzig.
00:08:14: Klar kommt jetzt ein großer, neuer Abschnitt, in dem ich sage, ich habe bewusst losgelassen von der Schiedsrichtertätigkeit zum Ende der Saison.
00:08:22: Und dann stellst du dir die Frage, würdest du das alles noch mal so machen?
00:08:28: Ich meine, keiner weiß ja, was man da alles aufgibt dafür.
00:08:33: Also jedes Leben hat ja seinen Preis.
00:08:35: und die schwierigste Frage für mich ist immer, wenn Leute mich fragen, würdest du alles genauso machen?
00:08:42: Und da gibt es schon Momente, wo ich sage, weiß ich nicht, ob das alles richtig war, weil man eben ganz viele Sachen verpasst hat, insbesondere jetzt bei meinen Kindern oder bei meiner Tochter, insbesondere, wo ich herkomme.
00:08:55: sehr viel Zeit verpasst hat mit ihr, dass das kann man nicht mehr nachholen, das kann man nicht mehr aufholen.
00:09:01: Das ist auch natürlich immer verbunden mit einem Schmerz, der in einem liegt, wo man sich dann auch schon die Frage stellt, war es das alles wert und damaligen Zeitpunkt als junger Mensch, der natürlich eine Karriere starten wollte und alles machen wollte dafür, dass man Ja, diese typische Denke, dass es den Kindern besser geht.
00:09:25: Ja, sie soll es besser haben, als ich selber.
00:09:27: Das war immer diese typische Denke.
00:09:30: Und heute blicke ich zurück und denke mir manchmal, ja, haben sie es eigentlich besser gehabt.
00:09:35: Also, man kann jetzt sagen, na ja, man hat halt ein paar mehr Urlaube machen können und man konnte sich vielleicht das ein oder andere mehr leisten, aber... Was ist eigentlich richtig und was ist... Also das ist zum Beispiel auch eine ganz große Frage.
00:09:49: Da sind wir wieder beim Thema richtig oder falsch.
00:09:52: Und ich kann manchmal gar nicht so abschließend so eine Frage für mich wirklich so beantworten, auch wenn man von einem Schiedsrichter vielleicht an der ein oder anderen Stelle erwartet, dass er immer sagen kann, dass es richtig und das ist falsch.
00:10:03: Aber ich habe ganz viele Situationen, nicht nur auf dem Fußballfeld, sondern eben auch außerhalb, wo ich einfach davor stehe.
00:10:11: das alles reflektieren lassen muss und dann bestimmte Werte, die sich dann natürlich vielleicht auch verfestigen im Laufe der Lebenszeit, wo du dann zum Ergebnis kommst, vielleicht war es doch nicht der ganz richtige
00:10:26: Weg.
00:10:27: Aber das kommt halt alles im Nachgang.
00:10:29: Es gibt ja den Spruch, after the war everybody is a general.
00:10:35: Und da ist es halt schon auch so, dass man viele Sachen dann erst im Nachgang versteht, was man so gemacht hat.
00:10:42: Und so geht es mir genauso.
00:10:45: Und im Fußball, jetzt wenn wir mal beim Fußball zurückkehren, da ist es natürlich schon so, dass die Erwartungshaltung da ist, dass man sehr schnell sagt, das ist richtig und das ist falsch.
00:10:56: Aber eben es gibt diese Grauzone und es gibt Diskussionsmöglichkeiten auch in unterschiedlichsten Situationen.
00:11:04: Deswegen ist ja der Fußball so leidenschaftlich, dass es eben auch unterschiedliche Meinungen gibt.
00:11:11: Ja, das ist eine hoch philosophische Frage natürlich.
00:11:15: In jedem richtig steckt auch ein falsch und in jedem falsch auch sogar ein richtig.
00:11:20: Und das ist nur für uns Menschen schwer ertragbar, weil wir es gern einfach haben.
00:11:26: Die kognitive Leichtigkeit, die lässt sich besser aushalten, wenn es einfach ja, nein, richtig falsch ist.
00:11:31: Und das ist natürlich die ganz besondere Frage, dass das von euch eben erwartet wird.
00:11:37: Bitte so.
00:11:38: Sag mir es richtig oder falsch.
00:11:40: und gerade diese Grautöne zu vermitteln ist natürlich Woche für Woche eure eure Challenge.
00:11:48: Ja, absolut.
00:11:50: Wenn du, wenn du jetzt nochmal zurückkehrst zu deinen Anfängen denn es als als Schiedsrichter auch.
00:11:58: Warst du damals ein Stück weit kompromissloser, strenger auch mit dir selbst wegen des richtig Machens?
00:12:07: Auch, wie würdest du dich beschreiben, so als dieser junge Dennis Eidekin, der alles richtig machen wollte?
00:12:15: Ja, also letztendlich, ich glaube, dass ganz viele Leute natürlich in jungen Jahren eine Sache wollen.
00:12:22: Sie wollen erfolgreich sein.
00:12:23: Sie wollen immer richtig liegen in irgendeiner Form.
00:12:28: Man ist dann dadurch natürlich auch getrieben.
00:12:30: Also man will höher, weiter, schneller und erfolgreicher, wobei die Definition von Erfolg ist immer so eine Sache.
00:12:37: Also auch da rückblickend gibt es schon so Gedanken, wo ich mir denke, was ist eigentlich jetzt Erfolg?
00:12:43: Also ist man erfolgreich, wenn man keine Ahnung... Super spielige Pfiffen hat alle möglichen Sachen erreicht hat.
00:12:52: als Sportler ist es ja natürlich auch messbar zu sagen so ein Fußballer der Weltmeister geworden ist ist der jetzt erfolgreicher als einer der kein Weltmeister geworden ist.
00:13:02: also das ist ja auch ziemlich philosophisch die Frage oder ist es die eigene individuelle Sicht auf dem auf das Thema Erfolg?
00:13:10: also es gibt ja auch es gibt ja zum Beispiel Jens Korsen ein ganz renommierter Psychologe der vom inneren Spiel und vom äußeren Spiel spricht.
00:13:19: Das äußere Spiel steht letztendlich dafür, dass was von außen in uns reingetragen wird.
00:13:24: Also Leute definieren uns als erfolgreich, wenn man keine Ahnung, ich werde dann, wo ich dann dreimal Schiede des Jahres, dann glauben Menschen zu sagen, okay, ich bin jetzt einer der besten Rennschiedsrichter in Deutschland.
00:13:37: Ist es das eigentlich, stelle ich mir die Frage, weil es gibt so viel, also so viel Rheinaus von der Vita.
00:13:43: Tolle Schiedsrichter und es gibt tolle Fußballer, die alles mögliche erreicht haben.
00:13:48: Aber vielleicht haben sie in sich ja eine andere Definition von Erfolg.
00:13:53: Und da machen sich, glaube ich, nicht so viele Menschen Gedanken.
00:13:58: In jungen Jahren vor allem.
00:13:59: Also in jungen Jahren war für mich halt Erfolg.
00:14:02: Ich habe das Spiel irgendwie gut geleitet.
00:14:03: Ich habe eine sehr gute Note bekommen vom Beobachter und alles andere war mir vielleicht völlig egal.
00:14:11: Da kommst du letztendlich mit so einem Riesen Adrenalin-Hype nach Hause, weil du dir denkst, du bist der größte Kringo, hast du jetzt ein super Spiel geleitet, deine Tochter schreit und dann denkst du dir, dass so diese alltäglichen Probleme des Lebens, die sind dann plötzlich vielleicht gar nicht so existent, weil du dir dann denkst, ich bin ja jetzt der ganz große Schiedsrichter oder hab da ein tolles Spiel geleitet, aber dabei geht es um ganz andere Sachen im Leben und das sind... Das sind halt alles so Themen.
00:14:43: und in jungen Jahren war ich natürlich eher orientiert am äußeren, also sprich was definiert, was definieren die Menschen außen als Erfolg?
00:14:53: und das hat mich getrieben und das hat sich natürlich mit den Jahren deutlich gewandelt.
00:14:58: Also ich lass mich da weniger treiben jetzt von außen, sondern versuche eben, um bei Jens Korsen zu bleiben, das innere Spiel zu gewinnen.
00:15:07: Ja, das klingt nach ner... guten, anstrengenden, aber auch erfüllenden Aufgabe.
00:15:17: Als du gerade so gesprochen hast, fiel mir ein Satz ein von Jürgen Klopp, der auch mal hier gesessen hat und der gesagt hat, andere Trainer sammeln Titel, ich sammel Beziehung.
00:15:29: Und das hat er auch wirklich so gemeint, ist ein schöner Spruch, aber Er hat auch so ähnlich wie du auch argumentiert, er lässt sich das nicht mehr nehmen von außen.
00:15:38: Also wenn er etwas als ein Erfolg verbucht, weil das Mannschaftsgefüge toll ist, sie vielleicht ein Finale verloren haben, aber trotzdem das Ganze als ein Erfolg an sie, dann lässt er sich das ganz bewusst auch nicht mehr nehmen, sondern sagt, das ist meine Story, das ist mein Erfolg.
00:15:52: Und dieser Blick von außen, wie du sagst eben, es sind jungen Jahre natürlich für uns wichtiger als dann später.
00:16:01: Du sagst, Damals getrieben auch von diesen Bewertungen trotzdem muss hast du ja was gekonnt um diese ersten wichtigen Schritte zu gehen in nach oben um zu den besten Schiedsrichtern des Landes zu gehören.
00:16:16: Was stand dir damals schon zur Verfügung?
00:16:20: Als junger Schiedsrichter.
00:16:22: Was war es?
00:16:23: Was hat denn das Talent des Schiedsrichter Eiddicken ausgemacht damals?
00:16:29: Also ich glaube ich bin sehr.
00:16:33: Also ich glaube, ich bin jetzt nicht wesentlich besser als vielleicht ganz viele da draußen.
00:16:40: Ich glaube, ich war, ich habe das ja in meiner Gruppe, als ich damals angefangen habe mit siebzehn, achtzehn Jahren, da waren so viele tolle Schiedsrichter, die wirklich auch ganz viele Freunde von damals noch, ganz tolle Schiedsrichter, mit denen ich zeitgleich angefangen habe.
00:16:53: Das einzige, was mich zu denen unterschieden hat, war, ich habe halt Obwohl es mir damals überhaupt keinen Spaß gemacht hat.
00:16:59: Ich habe halt jede Trainingseinheit absolviert.
00:17:02: Ich war bei jeder Schiedsrichter Sitzung.
00:17:04: Ich war extrem verbindlich.
00:17:07: Man konnte sich auf mich immer verlassen.
00:17:08: Wenn ich gesagt habe, ich bin um zehn Uhr da, dann war ich meistens fünf Minuten vor zehn da.
00:17:13: Also letztendlich ist es vielleicht ein Stück weit die Disziplin, die Verbindlichkeit.
00:17:21: dass man sich halt auf mich damals schon und auch heute verlassen konnte, dass, wenn ich gesagt habe, ich ziehe das durch, dann bleibe ich auch dran.
00:17:29: Und egal, welche Widerstände dann auch kamen, ich habe es dann halt durchgezogen.
00:17:35: Und ich glaube, das ist schon wichtig in jungen Jahren, als junger Schiedsrichter, dass man, dass das Leute, die das dann entscheiden sehen, man kann sich auf den verlassen.
00:17:46: Der ist leidensfähig, hat aber gleichzeitig die Leidenschaft für das, was er macht.
00:17:53: Und die Leidenschaft für den Fußball und auch für die Schiedsrichterei hatte ich schon immer.
00:17:56: Also es war jetzt für mich was Außergewöhnliches, was Verbindendes, weil ich einfach dort wie so eine Familie um mich herum hatte.
00:18:09: Also es waren Menschen, die sich um mich gekümmert haben.
00:18:12: Mein damaliger Schiedsrichter, ob man der dann auch wirklich sich Spiele angeguckt hat und mir Hinweise gegeben hat, wie so eine schon fast wie eine Vaterrolle in der hatte.
00:18:23: Manfred Dölfel damals ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter, der leider viel zu früh verstorben ist.
00:18:29: Aber das waren dann natürlich schon so Momente, die mich eben dazu gebracht haben zu sagen, okay, Dieser Mensch hat mich begeistert damals oder mir die Energie gegeben und die Wertschätzung gegeben und das Gefühl gegeben, hey, ich kann was erreichen und ich bin dann dran geblieben.
00:18:49: und dieses Dramm bleiben ist, glaube ich, der Unterschied.
00:18:52: Weil ganz viele Leute geben halt zu früh auf.
00:18:54: Also sie, beim ersten Widerstand heißt es, es sind alles immer die äußeren Umstände.
00:19:02: Das ist ja auch in der Wirtschaft so, dann ist es der Markt und die gegebenen Heiten, warum bestimmte Sachen funktionieren.
00:19:07: Und ich glaube halt einfach, dass man irgendwie versuchen muss, sich Optionen aufzumachen, zu überlegen, was ist mein Beitrag zum Gelingen eines Projektes oder zum Gelingen einer Karriere oder zum Gelingen einer, was auch immer, Beziehung.
00:19:25: Und ich glaube, da sich zu hinterfragen und zu sagen, da dran zu bleiben, das ist, glaube ich, ... das was ich ... ... mache und ... ... und ich glaube,
00:19:36: dass ... ...
00:19:38: was ich schon immer gemacht habe.
00:19:39: Und ... ... letztendlich bin ich eben ... ... leidensfähig und ich bin halt fleißig.
00:19:44: Ich mach das halt, ich arbeite halt ... ... etwas mehr als der Durchschnitt vielleicht, aber ... ... es gibt aber auch noch mal ganz viele ... ... Leute da draußen ... ... die einen Wahnsinnsjob erledigen.
00:19:57: Ich bewundere Menschen, die einfach ... Allein im sozialen Bereich arbeiten, was die dort leisten.
00:20:06: Ich finde es immer so schwierig, wenn man davon spricht, dass Leute irgendwie erfolgreich sind.
00:20:12: Also diese Scheinwerfer im Bundesliga, die strahlen natürlich sehr häufig auf uns.
00:20:19: Aber es gibt da draußen, wenn wir im Sport bleiben, schied sich da die... die pfeifen.
00:20:23: zweihundertdreißig spiele im jahr im amateur fußball und ich kenne diese menschen und ich denke mir wenn du zweihundertdreißig spiele im jahr leiten würdest als schiedsichter in meinem alter dann würde ich glaube ich auseinanderfallen.
00:20:36: und der beitrag was dieser mensch ermöglicht dass junge menschen aber überhaupt einfach hobby sportler fußball spielen können So einen Beitrag habe ich nicht zum Fußball.
00:20:48: Und deswegen finde ich das total schade, dass solche Leute nicht noch mehr im Rampenlicht stehen.
00:20:53: Natürlich ist es eben damit verbunden, dass die Bundesliga eine wahnsinnige Präsenz genießt und dann damit auch die Schiedsrichter in der Bundesliga.
00:21:01: Aber man muss halt einfach wissen, da draußen gibt es so viele Menschen, die so viel leisten, aber eben nicht diese Wertschätzung genießen.
00:21:07: Und das gibt es eben auch in anderen Berufen.
00:21:10: Das muss man sich immer bewusst machen.
00:21:13: bleibt man immer schön auf dem Boden wirklich und auch demütig.
00:21:21: Jetzt ist es so, dass du davon gesprochen hast, diese Leidenschaft, viel Einsatz und diese Baharlichkeit, dieses dranbleiben, dass es viele Menschen gibt, die sich klar für irgendetwas begeistern.
00:21:34: Aber da fehlt es eben an dieser hundertprozentigen Leidenschaft, diesem Einsatz.
00:21:40: Und das wird ja kaum wahrgenommen.
00:21:41: Man sieht dann, aha, Der Dennis Aytekin ist jetzt an eine Stelle gekommen, aber diese vielen, vielen kleinen Schritte, diese vielen Mühsalen, diese vielen Armende, diese Zeit, die sehen wenige Menschen.
00:21:54: Das ist ja bei ganz, ganz vielen erfolgreichen Menschen in Anführungszeichen so, dass die im quasi unter dem Eisberg ganz, ganz viel vorneweg auch gemacht haben, getan haben.
00:22:07: oben an der Oberfläche erst mal gar nicht so sichtbar ist.
00:22:09: Und das ist etwas, glaube ich, was erfolgreiche Menschen erfolgreich in dem Sinne, dass sie wirklich das tun, was sie wollen, auch auszeichnet.
00:22:18: Also, dass diese kleinen Mühsal irgendwann auch belohnt werden.
00:22:23: Das glaube ich schon dran.
00:22:25: Ja, klar.
00:22:26: Also, ich glaube, es gibt ja so viele Beispiele, Sportler, aber auch andere Menschen, die... im Beruf Unfassbares geleistet haben und ganz viel passiert halt sozusagen im Dunkeln.
00:22:40: Also keiner sieht, dass man zu totalen Unzeiten irgendwelche Drehningseinheiten absolviert oder bis tief in die Nacht arbeitet.
00:22:51: Es gibt ja so erfolgreiche Unternehmer und Unternehmen, wo, wenn man sich dann ein bisschen mit der Vita der Leute beschäftigt, aufgebaut haben, dann sieht man, dass ganz viel eben tatsächlich, ja, du hast es jetzt mit einem Eisberg verglichen, letztendlich, dass ganz vieles im Verborgenen erst mal passiert.
00:23:10: Genau.
00:23:11: Und so ist es, glaube ich, auch bei Sportlern letztendlich, die absolut in die Spitze dann kommen wollen.
00:23:21: Da musst du halt einfach mehr machen als die anderen.
00:23:25: Und mir war es aber immer eine Sache, war mir immer wichtig.
00:23:29: Und das ist auch das, was sich so jungen Menschen, also mittlerweile mit sieben Vierzig bin ich ja in einem Alter, wo dann Leute mich auch mal hin und wieder mal um Rat fragen.
00:23:39: Und ja,
00:23:41: das ist dann schon auch sehr besonders, weil man sich selbst, ich denke mir immer, also der bin ich, dass ich irgendwelchen Menschen irgendwelche Ratschläge und sonstige Sachen erteilen kann, aber das ist dann schon, also ich mag es nicht, so ungefragte Ratschläge zu geben, da das ist furchtbar, also ich mag das immer selber auch nicht, wenn Leute glauben oder meinen irgendwelche Ratschläge verteilen zu müssen ohne Auftrag, also keinen Coaching ohne Auftrag sozusagen, aber tatsächlich ist es so, dass ich dass ich immer wieder dieses Gefühl habe, dass Leute natürlich für den Erfolg alles tun.
00:24:18: Aber eine Sache war mir dabei immer wichtig, also dass man wirklich versucht, besser zu sein als die anderen, aber nicht zu lasten der anderen.
00:24:27: Und das ist so eine so eine Prämisse, die für mich so ganz elementar ist.
00:24:32: Also besser sein als die anderen, aber nicht zu lasten der anderen.
00:24:36: Und ich sehe leider ganz viele Umfelder, wo eben von zulasten anderer Menschen Sachen erreicht werden oder Menschen ganz komisch behandelt werden oder von oben herab behandelt werden oder bewusst negativ behandelt oder schlecht behandelt werden.
00:24:57: und da denke ich mir, das wollte ich nie und da kann ich halt auch sagen, okay, ich habe im Sport zumindest alles dafür getan, dass ich natürlich erfolgreich werde, aber eben niemals zu Lasten von anderen Menschen, weil das fühlt sich dann nicht gut an und das fühlt sich auch nicht richtig an.
00:25:16: und das halt so für sich zu bewahren, das ist so auch eine ganz große Kunst aus meiner Sicht, auch bei diesem totalen Leistungsdruck, der existiert, dass man aber den Menschen oder die Menschen, um sich herum nicht vergisst und dieses Thema der Begegnung, Verbindungen, Schatten, weil die Leute erinnern sich irgendwann nicht mehr, ob du was erreicht hast, sondern sie erinnern sich an das Gefühl halt, was du ihnen vermittelt hast, was du vermittelt hast.
00:25:44: Und das ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiger Faktor, der in meinem Leben eine Rolle spielt.
00:25:52: und da muss ich sagen, Da ist natürlich das, was Jürgen Klopter auch gesagt hat, natürlich richtig im Sinne von, also das nimmt einem niemand eine besondere Begegnung, eine besondere Verbindung.
00:26:04: Das kann mir ja keiner nehmen, egal ob ich, was ich sportlich erreicht habe oder nicht erreicht habe, aber bestimmte Momente kann mir und wird mir niemand nehmen können.
00:26:14: Und das ist eigentlich die Kunst, diese Momente viel mehr wertzuschätzen, als dann vielleicht an der ein oder anderen Stelle das reine Oberflächliche.
00:26:22: Ja, was willst du da lassen?
00:26:24: Das ist auch eine gute Frage.
00:26:27: Mir kam jetzt gerade eine Frage, die ich gar nicht so auf den Zettel hatte.
00:26:30: Aber als du so gesagt hast, mit den Begegnungen und nicht zu Lasten anderer, habe ich kurz dieses Schiff, diesen Dampfer DFB vorgestellt.
00:26:38: Als Schiedsrichter bist du ja schon, du hast zwar ein schiedsrichter Team, aber irgendwie gefühlt von außen Einzelkämpfer, wer schafft es, wer wird.
00:26:46: nach oben gezogen, wem traut man zu?
00:26:49: Wie schafft man das?
00:26:50: Deswegen da die Frage mal an dich in diesem System DFB so bei sich zu bleiben, seine Werte zu leben, sich treu zu bleiben.
00:26:59: Gleichzeitig aber auch eine gewisse Ambition auszustrahlen und ein Ehrgeiz, was ja total dazu gehört, weil ihr seid Sportler.
00:27:06: Also ich glaube, das ist natürlich... Wenn man in diesem Leistungsbereich, in den Lizenzfußball möchte, dann muss man einfach eine Sache absolut mitbringen.
00:27:18: Und die lautet, dass man den Fokus braucht, die Disziplin braucht, die Leidenschaft auch braucht.
00:27:26: Und da muss man dann einfach sehr viel opfern und auch bereit sein, diese extra Meile zu gehen.
00:27:32: Manche sind es nicht.
00:27:34: wirklich bereit.
00:27:35: Also ich höre dann schon manchmal von jüngeren Kollegen, schied sich dann die noch vielleicht noch in der Bayern-Regionalliga oder in dem Bereich agieren, die sagen ja, das wäre schon mein Ziel, aber sie wollen halt diese ganzen diesen riesen Aufwand auf sich nicht nehmen.
00:27:55: und es ist völlig berechtigt, dass natürlich der DFB und auch die Verantwortlichen sagen, okay, wir wollen, was ist zurzeit im modernen Fußball gefragt?
00:28:04: Es ist Athletik gefragt und wenn du heute in die Spitze willst, dann musst du atletisch auf dem Top-Level sein.
00:28:12: Du musst halt auch als Schiedsrichter ein totaler Athlet sein.
00:28:18: Im Fitnessbereich darfst du halt einfach nicht sei ich mal im Durchschnitt sein.
00:28:24: Das ist relativ einfach.
00:28:25: Du musst natürlich auch ein gewisses Fußballverständnis mitbringen.
00:28:29: Das ist auch sehr, sehr wichtig geworden mittlerweile.
00:28:32: Du kannst nicht einfach in so einem Musiker oder überhaupt in so ein Spiel reingehen und sagen, ach, wie spiel ich jetzt plötzlich?
00:28:38: Ach, das wusste ich gar nicht, dass die jetzt mit langen Bellen umschalten spielen.
00:28:41: Also du musst halt einfach nicht mit Fußball beschäftigen.
00:28:44: Und gleichzeitig musst du natürlich auch wissen, Wie viel Energie, wie viele Ressourcen habe ich zur Verfügung und wo geht diese Energie hin?
00:28:53: Wenn du natürlich zwanzig Sachen noch parallel machst, dann schaffst du das alles nicht mehr.
00:28:58: Und diese große Aufgabe und die große Herausforderung ist ja, in jungen Jahren den Fokus immer mehr natürlich in Richtung Schichterei, Fußball etc.
00:29:08: zu lenken, gleichzeitig aber, weil es natürlich eine gewisse Unsicherheit gibt, du weißt es ja nicht, ob du es nach oben schaffst.
00:29:14: und du dann letztendlich mehr oder minder hauptberuflich sozusagen Schiedsrichter wirst, musst du ja gucken, wie mange ich letztendlich meine Ausbildung, mein Studium, meine Arbeit.
00:29:23: Also das ist ein Spagat, was natürlich eine ganz besondere Herausforderung jetzt für die Jüngeren Schiedsrichter aktuell ist.
00:29:31: Und wenn man dann eben natürlich in der Bundesliga ist, da lautet die gewisse Fokus auf das Wesentliche.
00:29:37: Und das ist auch zum Beispiel eine der Gründe, dass ich für mich gesagt habe, okay, ich bin jetzt siebenvierzig geworden.
00:29:47: Ich werde jetzt Ende der Sonne dann achtundvierzig und es ist eine andere Lebensphase und ist der Fokus mit allen, was ich letztendlich so um mich rum habe, ist das noch zu hundert Prozent dem Fußball gewidmet oder gibt es hin.
00:30:01: also gibt es andere Menschen, die genau sich jetzt eben in der Bundesliga sich noch mehr fokussieren oder noch mehr den ja diese Leidenschaft Fußball jetzt da rein wachsen wollen.
00:30:16: und das waren alles auch unter anderem Gründe, wo ich gesagt habe, man muss auch mal bereit sein, Platz zu machen für andere Menschen, damit wir letztendlich größer werden können.
00:30:27: und so war das letztendlich auch für mich.
00:30:29: aber aus meiner Sicht sind da ganz viele Faktoren, die ich ihm erwähnt habe, wo man einfach als Schiedsrichter, wenn man eben in diese Lizenzfußballbereich reinkommen möchte und auch tatsächlich auch Opfern muss.
00:30:45: und manche sind es bereit und andere halt weniger.
00:30:48: Was ist mit Elbogen?
00:30:49: Hast du für deinen Weg Elbogen gebraucht?
00:30:51: Das ist ein Schlagwort für, also natürlich kann man darunter Durchsetzungsvermögen verstehen, aber auch so eine gewisse egozentrie.
00:31:00: Also es geht um mich, es geht um meinen Weg, es geht um meinen Erfolg.
00:31:06: Also ich habe ja gesagt, dass so mir dieses, also versuchen besser zu sein als die anderen, ist okay, aber nicht zu lasten der anderen.
00:31:17: Und ich habe das so für mich und das kann ich... Da kann ich mich im Spiegel anschauen und sagen, okay, ich habe nie zu Lasten von irgendwelchen anderen Kollegen mir irgendeinen Vorteil versucht zu verschaffen durch irgendwas, weil ich mir gedacht habe, ich muss jetzt das so oder so machen, damit der schlecht dasteht und ich besser dastehe.
00:31:38: Und vielleicht muss man das an der einen oder anderen Stelle, wenn man halt in die totale Weltspitze will, das ist dann vielleicht so.
00:31:47: Aber am Ende des Tages ist es so, Ich muss ja selber mit mir dann noch ein ganzes Leben lang leben.
00:31:55: Das heißt, ich möchte ein gutes Gefühl haben.
00:31:59: Und mir war es immer wichtig, dass ich im Team eine sehr, sehr gute Atmosphäre habe, dass meine Kollegen, die mit mir zusammenarbeiten, sich immer wie gewertschätzt fühlen.
00:32:09: Das ist nicht nur das Fühlen, sondern dass sie auch das sehen, dass ich sie wertschätze mit all ihren persönlichen Bedürfnissen letztendlich.
00:32:19: Und ich glaube, über die Jahre wenn man mit meinen Assistenten auch spricht oder mit Leuten, die mit mir zusammengearbeitet haben, die wissen, dass es mir sehr häufig auch um die Bedürfnisse der anderen geht.
00:32:31: Und vielleicht war ich an der einen oder anderen Stelle auch zu sehr mehr mit den anderen sozusagen beschäftigt und um das Wohl der anderen eher beschäftigt als um mein Wohl.
00:32:42: Aber ich bin halt so.
00:32:44: Ja, also ich fühle mich besser, wenn es den anderen gut geht.
00:32:49: und den Menschen gut geht, die um mich herum sind.
00:32:52: Wenn ich irgendein Beitrag leisten kann, dann freue ich mich ehrlicherweise umso mehr.
00:32:57: Vielleicht ist das ja auch eine Form des Egoismus, wenn man letztendlich versucht, dass es den anderen ja auch ganz gut geht.
00:33:04: Aber ich kann zumindest schon behaupten, dass ich jetzt nicht mit Ellenbogen-Mentalität mich in irgendeine Liga da manövriert habe.
00:33:14: Natürlich entscheide ich ja auch nicht am Ende des Tages, wer danach, wer den nächsten Schritt macht.
00:33:19: Aber das ist so, zumindest meine Perspektive.
00:33:22: Es gibt aber mit Sicherheit den einen oder anderen oder auch andere Leute, die sagen, naja, so an der einen oder anderen Stelle wäre so ein bisschen mehr inbogen, vielleicht auch sogar ganz sinnvoll.
00:33:34: Und das ist aber, wie gesagt, eine individuelle Perspektive von mir.
00:33:40: Ja, wollte ich einfach nochmal mal wissen und es geht also auch ohne.
00:33:44: Hörst daraus und wir haben gerade so zu Beginn richtig oder falsch.
00:33:50: Spannendes Thema für ein Schiedsrichter.
00:33:52: Das andere, was ich natürlich mit deinem Beruf und einer Tätigkeit verbinde, ist Autorität.
00:33:59: Wolltest du erst mal so ein Wort, so sperrig?
00:34:03: Wer will schon irgendwie autoritär sein?
00:34:06: Autorität zu sein, das hört sich schon wieder anders an.
00:34:10: Ihr Schiedsrichter, ihr solltet.
00:34:13: eine Autorität sein, weil so eine Autorität gehört, dass man sie respektiert.
00:34:20: So würde ich es jetzt mal in einem ersten Satz verstehen.
00:34:22: Trotzdem ist es ja so ambivalent, weil mit einem autoritären Dasein macht man sich auch nicht mehr Freunde.
00:34:30: Das heißt, man bringt ja schon was mit, tut man sich schwer, mal dazwischen zu hauen, autoritäres Auftreten.
00:34:38: hat eine gewisse Ausstrahlung auf.
00:34:39: Wenn ihr auf den Platz kommt, passiert erst mal ganz viel mit Körpersprache, wie nicht man euch war.
00:34:44: Da muss man auch so eine autoritäre Ausstrahlung haben.
00:34:47: Und deswegen mal so die Frage, wie hat sich das für dich verändert im Laufe der Jahre?
00:34:54: Autorität, autoritär sein für dich.
00:34:58: Also ich würde sagen, in ganz jungen Jahren wird ja einem auch beigebracht, wie du Autorität wirken kannst auf dem Fußballfeld als Schiedsrichter zum Beispiel, als junger Schiedsrichter.
00:35:11: Und dann fängst du an, irgendwelche gesticken und körpersprachlichen Elemente da zu verwenden.
00:35:18: Und dann merkst du irgendwie, okay, also eigentlich bin ich das ja nicht.
00:35:24: Und irgendwann entwickelt man, und das ist eben die ganz große Kunst aus meiner Sicht an die natürliche Autorität.
00:35:32: Das heißt, wo du nicht dich in irgendeiner Form aufgesetzt beweisen muss, sondern du kommst auf den Platz und es herrscht letztendlich eine natürliche Autorität, die aber nicht heißt, dass du unnahbar bist oder dass du unfehlbar bist, sondern das ist eine natürliche Autorität, die Verbindung zum Menschen erlaubt.
00:35:58: aber gleichzeitig die Klarheit hat.
00:36:02: Die Leute sagen mir manchmal, du bist so beliebt und so nahbar und du willst das so.
00:36:12: Ehrlicherweise, ich habe eine Vorgabe oder eine Sache, die ich immer mache.
00:36:17: Ich will immer klar sein in der Sache, aber den Menschen vernünftig und herzlich behandeln.
00:36:23: Und das darf man nicht mit Beliebtheit verwechseln.
00:36:25: Also ich versuche immer klar zu sein in meiner Entscheidung, aber die Leute gesichtswahnt aus dem Gespräch lassen.
00:36:32: Und das können manche eben nicht.
00:36:34: Also wenn einer am Boden liegt, dann trete ich den halt nicht kaputt, das macht man halt nicht.
00:36:39: Und zwar nicht in der Berufswelt, das passiert aber in der Berufswelt, in der Politik, passiert es immer noch, dass Leute, andere Menschen nicht gesichtswahnt aus dem Gespräch lassen, sondern... Die sind dann, sag ich mal, völlig zerstört und bei denen lässt man ja dann auch so ein ganz furchtbares Gefühl zurück.
00:36:58: Und mein Bestreben ist immer in der Sache klar, den Menschen herzlich behandeln und das geht auch auf den Fußballfeld.
00:37:05: Und es hat nichts mit Beliebtheit, Streben nach sonst was zu tun, sondern es hat was... mit einer Denke zu tun, dass ich sage, ich glaube an Verbindungen zu Menschen und wenn ich eine Verbindung habe, dann akzeptieren Menschen auch mal eine Entscheidung, die gegen sie läuft.
00:37:24: Und das ist, glaube ich, so die Philosophie, die dahinter steckt, dass ich einfach merke, je Autorität, je künstlich autoritärer man auftritt, desto weniger Akzeptanz hat man, weil sich die Leute denken, was ist das für einer?
00:37:41: So, und wenn ich eine gewisse Verbindung habe, eine gewisse, eine natürliche Autorität habe, dann akzeptieren die Menschen auch mal eher.
00:37:51: und dann passiert ein Phänomen, dass man, wenn man über Jahre natürlich Verbindungen pflegt, mit den Leuten, die man auf dem Fußballfeld steht, wenn man sich vernünftig mit denen auseinandersetzt, dann kommt man irgendwie wieder zum Spielort und die Leute sagen, ach du bist heute da, ja da kann ja nichts passieren.
00:38:12: Ja, also es passiert trotzdem was, also ich mache ja genauso, also wir machen ja alle Fehler, aber man hat schon mal so ein Grundvertrauen und das ist aus meiner Sicht die absolute Bedingung langfristig, nachhaltig, Führung zu leben, dass Menschen einem vertrauen und wenn du kein Vertrauen hast und das über eine unnatürliche Autorität aufgesetzte Körpersprache versucht zu auf den Platz zu bringen.
00:38:42: Also wenn man jetzt auf dem Platz bleiben das gilt aber auch ja im kompletten Management Kontext.
00:38:49: Dann verlierst du letztendlich die Menschen auf den Weg und dann verlierst du die Akzeptanz und das ist dann natürlich eine.
00:38:57: Dann werden Spiele schwer, dann werden aber auch Teams in Unternehmen schwer zu führen.
00:39:04: Und da sind wahnsinnig viele Parallelen zwischen dem Fußballfeld und auch in Unternehmenskontext.
00:39:11: Und deswegen glaube ich eben an eine natürliche Autorität, die zugänglich ist, die zu einer Person selbst passend ist.
00:39:21: Das muss aber jeder selber für sich herausfinden, was ist.
00:39:24: eigentlich die eigene Persönlichkeit.
00:39:29: Und ich will kurz nochmal den einen Aspekt hervorheben.
00:39:35: Diese Klarheit, die du benennst in Verbindung mit der Verbindung zu den Menschen, diese Klarheit, die setzt ja voraus, dass du bereit bist für ein negatives Gefühl.
00:39:48: Genau.
00:39:49: Auf der anderen Seite.
00:39:50: Also das gehört ja dazu.
00:39:53: Und das steht ja für eine gewisse Stärke auch.
00:39:55: Also ich bin bereit, diese Beziehung mal für einen kurzen Moment aufs Spiel zu setzen.
00:40:03: Wenn du das
00:40:03: über eine gewisse Zeit machst, dann bist du authentisch, weil du stehst zu dir.
00:40:07: Du sanktionierst an der Stelle, wo es das braucht.
00:40:10: Du gehst aber auch auf die Menschen zu, die dann deine Hilfe benötigen.
00:40:13: Das ist ja so dieser Spagat.
00:40:14: Aber dieser Aspekt ist, ja, ich mache mir in dem Moment keinen Freund auf der anderen Seite.
00:40:22: wirklich ein Grundübel ist, weil das Bedürfnis ist ja eigentlich immer erst mal so, hey, ich will gemocht werden.
00:40:31: Ja, wir Menschen wollen ja dazugehören, das ist ja evolutionär bedingt.
00:40:35: Das haben ja die Leute schon hunderttausendmal wahrscheinlich gehört, dass man ja immer zu dieser Gruppe gehören möchte.
00:40:40: So ist es ja bei allen.
00:40:42: Aber wichtig ist aus meiner Sicht in so einer Rolle insbesondere als Schiedsrichter oder als Führungskraft oder als Mensch, der halt entscheidet, dass man sich schon seiner Rolle bewusst wird.
00:40:52: und die Rolle eines Entscheiders ist eben, da gehört es eben dazu, dass man auch mal eine Entscheidung trifft, die sehr hart ist und vielleicht auch gegen eine Person und dann in einem Moment riskiert man, dass die Beziehung sozusagen dann auch leidet.
00:41:12: Aber die große Kunst ist es und das ist das, was ich meine, Gesichtswahnt aus den Gesprächen rausgehen, wenn die Menschen dann verstehen, warum man das gemacht hat, ihnen letztendlich auch eine gewisse Erklärung liefert, versucht Brücken zu bauen, zu beschreiben, warum man jetzt so eine Entscheidung trifft.
00:41:33: Dann akzeptieren Menschen das auch mal, wenn es mal schwierig wird.
00:41:37: Aber die Grundvoraussetzung ist, ich brauche eine stabile Brücke zu den Menschen.
00:41:43: Also wenn ich keine Verbindung zu den Menschen habe.
00:41:46: dann werden die niemals auch eine Entscheidung von mir akzeptieren oder sehr schwer akzeptieren.
00:41:52: Aber dann habe ich je keine Beziehungsebene.
00:41:53: und das passiert halt leider in ganz vielen Umfeldern, also sei es in Unternehmenskontext, dass Führungskräfte keine Verbindung zu den Leuten haben, die sie führen, oder eben auch auf dem Fußballkontext, als steht es sich, da brauchst du in irgendeiner Form eine Verbindung zu den Menschen, die auf dem Platz rumlaufen.
00:42:10: Und das hat nichts... damit zu tun, dass ich da nicht mehr objektiv bin.
00:42:15: Aber ich muss ja wissen, mit wem habe ich es zu tun?
00:42:18: Wie ist der, in welchem emotionalen Zustand ist der gerade?
00:42:21: Und damit muss man sich eben beschäftigen.
00:42:23: Und das ist eben die ganz große Kunst aus meiner Sicht, das Leaderships auf dem Fußballfeld.
00:42:31: Dafür braucht es Zeit.
00:42:33: Man muss sich Zeit nehmen und man muss sich ja auch interessieren.
00:42:37: Es darf einem nicht egal sein, wie der andere sich fühlt.
00:42:41: Und man muss... seine eigenen Gefühle und Emotionen, also man muss diesen gefühlen Emotionen bewusst sein.
00:42:48: Also ganz viele Leute sind ja zum Beispiel nicht respektlos oder interessieren sich weniger für die Menschen absichtlich, sondern nur weil wir selber gestresst sind, übersehen wir.
00:43:03: ganz viele Parameter.
00:43:04: So, und wenn ich weiß, dass ich selber gestresst bin, muss ich halt irgendwelche Methoden entwickeln, wie ich mich wieder zurückbalanciere, um wieder offen zu sein für die Begegnung, offen zu sein für den Menschen.
00:43:14: Und wenn ich halt Menschen führe, egal ob in einem Unternehmen oder auf dem Fußballfeld, dann brauche ich ein Interesse für die Menschen.
00:43:23: Ich ziehe meine Regeln durch und entscheide und alles andere ist mir egal.
00:43:28: Das ist sehr, sehr schwer.
00:43:29: Also das ist schwer auszuhalten über die Jahre.
00:43:33: Und da entwickelt sich auch keine Beziehungsebene.
00:43:37: Und deswegen glaube ich, man braucht einfach eine gewisse Verbindung zu den Leuten, mit denen man interagiert.
00:43:48: Und ich fühle mich ja auch als ein Teil der Fußballfamilie.
00:43:53: Also dieses Gefühl, ein Teil der Fußballfamilie zu sein, natürlich in einer anderen Rolle, natürlich manchmal mit Entscheidungen, die auch mal gegen einen gerichtet sind, aber nie gegen die Person, sondern das Verhalten wird konsequent bestraft, aber die Person vernünftig behandelt.
00:44:11: Das ist der große Unterschied.
00:44:13: Verhalten bestrafen, aber die Person letztendlich vernünftig behandeln.
00:44:18: so versuche ich das in irgendeiner Form hinzukriegen, gelingt natürlich auch nicht immer.
00:44:23: Also es ist leider, ist man ja selber dann auch mal emotionalisiert und gestresst und dann kann man sich selber nicht ausbalancieren und dann passieren auch Fehler.
00:44:34: Da ärgern wir uns am meisten letztendlich oder ich ärgere mich am meisten, wenn ich dann Fehler mache.
00:44:38: Ja, trotzdem zu hören, wirklich das Rezept so wie, wie ist Dennis Altekind zu so einem guten als auch beliebten, ohne dass es jetzt beliebig ist.
00:44:50: Aber du bist tatsächlich, gehörst zu denen, die man am Gänsten sieht und auch als Zielsystem eigenen Stadien haben
00:45:01: will.
00:45:02: Und trotzdem gab es einen Moment in einer Karriere, der ist schon wirklich länger her und man kann sich es eigentlich gar nicht mehr vorstellen, der mit Sicherheit für einen ... für eine Veränderung gesorgt hat und dich auch erst mal ... ... knallhart erwischt hat, ... ... in den Spielen ... ... zum unbeliebtesten Schiedsrichter ... ... des Jahres gewählt.
00:45:25: Ja.
00:45:26: Ich meine, geht es noch schlimmer ... ... oder wie?
00:45:29: Also zwei Fragen, Dennis, ... ... was hat es mit dir gemacht ... ... und was hast du daraus ... ... gelernt ... ... und verändert?
00:45:38: Ja.
00:45:39: Was hat es mit mir gemacht, natürlich, wenn du ... Also ich rede ja von dem Begriff der Fußballfamilie und wenn du dann von der Fußballfamilie so abgestraft wirst, dann hinterfragst du natürlich, hinterfragst du, warum ist das so?
00:45:55: Nicht natürlich.
00:45:55: Entschuldigung, Dennis.
00:45:57: Nicht natürlich.
00:45:58: Ja, stimmt.
00:45:59: Ja, da gebe ich direkt nicht natürlich.
00:46:02: Ich bin so einer, ich fange immer erst mal bei mir an.
00:46:05: Also ich überlege mir, warum?
00:46:08: kritisieren Leute mich oder warum beschweren sich Leute oder was?
00:46:11: was ist mein Beitrag?
00:46:13: also das ist wirklich immer die allererste frage egal wie richtig ich liege egal wie das vermeintlich okay ist.
00:46:19: was da passiert ist reifachlich.
00:46:22: wenn jemand mich kritisiert frage ich mich als allererstes was ist mein beitrag?
00:46:28: war meine gestik komisch wirklich arrogant wirklich waser sich ich meine ich bin halt ein sieben neunzig groß habt ziemlich viele falten und dann Wirkt das manchmal sehr dominant?
00:46:39: Oder wenn ich normal schaue, schaue ich halt böse.
00:46:41: Ich kann nichts dafür.
00:46:43: Also das ist wirklich einfach so gegeben und dann muss ich mir das bewusst sein.
00:46:48: Und als das natürlich, als ich da eben zum einen der schlechtesten oder unbeliebtesten Schiedsrichter gewählt wurde, da stellst du dir schon die Frage, was ist mein Beitrag?
00:46:57: Und da ging für mich schon so diese Reise los, sich selbst zu hinterfragen, zu überlegen, okay, Fachliche Expertise alleine reicht nicht aus.
00:47:07: und um quasi, also gibt es ja ganz tolle auch Leadership, also wissenschaftliche Studien dazu, dass die reine fachliche Expertise nicht ausreicht, um in der, ich sag mal, in der Spitze als Führungskraft zu agieren, als Lieder zu agieren.
00:47:26: Da gibt es eben andere Komponenten, emotionale Intelligenz.
00:47:32: Das sind so Themen, mit denen man sich auseinandersetzen muss.
00:47:35: Man muss sich selber auseinandersetzen, wie wirke ich wann, warum wirke ich jetzt plötzlich so?
00:47:41: Und was ist der Trigger, dass ich plötzlich... aus meiner Haut fahr und die Leute so anschrei.
00:47:46: Und früher habe ich halt jede Rückfrage eines Spielers als Angriff auf meine Person gewertet, beispielsweise.
00:47:52: Also da, wenn ein Spieler mich irgendwie ganz normal was gefragt hat, nach einer Entscheidung habe ich die halt angefahren.
00:47:58: Ohne Not, weil jetzt sehe ich die Spieler eher so als Leute, die vielleicht noch was wissen wollen.
00:48:06: Natürlich immer in bestimmten Grenzen, also es ist ja keine Diskussionsforum auf dem Fußballfeld, sondern wir müssen ja auch eine gewisse Klarheit haben, aber da trotzdem noch einen Zugang zu gewähren und zu sagen, also Sachen mal vernünftig zu erklären und das habe ich früher halt nicht gemacht und das wird dann natürlich von den Menschen auch und von den Spielern dann entsprechend gewürdigt.
00:48:30: in Anführungsstrichen und das war eben schon ein negativer Moment und da habe ich mich dann mit ganz vielen Sachen beschäftigt.
00:48:41: Ich gucke ja immer über die Grenzen vom Fußball raus.
00:48:44: Also ich beschäftige mich ja mit Verhaltenstherapeuten, mit Verhaltensforschern, mit Körpersprachenexperten, mit Hirnforschern.
00:48:51: Also das macht mir totale Freude, wenn man mit solchen Experten, mit Wissenschaftlern sich zusammensetzt und diskutiert, Inhalte entwickelt und überlegt, was können die mir für meine Arbeit letztendlich geben?
00:49:05: Weil es wäre ja viel zu... einfach zu sagen, ich und unser Fußballbubble, ich finde jetzt die Lösung, weil da draußen gibt es ja so intelligente und tolle Menschen, die sich mit allen möglichen Sachen beschäftigen.
00:49:17: Und ich beschäftige mich halt seit Jahren mit Verhaltenstherapie, mit warum Menschen sich wie verhalten.
00:49:24: Was macht man, um Leute dann etwas wieder zu beruhigen, wenn sie aufgebracht sind?
00:49:28: Also es sind halt einfach tausend Sachen, die ich quasi im Fußball sehe.
00:49:35: dann aber aus der Wissenschaft vielleicht rüber mir die Inhalte holen und das dann gepaart, Versuche in meine Arbeit auf dem Fußballfeld zu integrieren, aber natürlich auch im unternehmerischen Kontext, weil da wiederum bietet der Fußball wahnsinnig schöne Bebeispiele.
00:49:51: Also diese Analogien aus dem Fußball sind natürlich für den Unternehmenskontext sehr, sehr schön und da sind mir halt einfach eine gewisse Tiefe wichtig.
00:50:00: dass man nicht nur Geschichten erzählt, wenn man auf der Bühne als Speaker steht, sondern auch eine gewisse Substanz hat.
00:50:07: Und da arbeite ich eben seit Jahren mit Leuten zusammen.
00:50:10: Also, was ich höre, dass dieser Zugang zu den Akteuren, dass du das auf eine ganz andere Ebene
00:50:16: gehoben
00:50:17: hast.
00:50:19: Und das fängt ja schon bei den Namen an.
00:50:21: Also ich habe das selbst als Spieler in der dritten Liga damals erlebt,
00:50:24: als ich zum
00:50:25: ersten Mal tatsächlich wahrgenommen habe, dass ein Schiedsrichter, und das war damals Felix Brüch, der hat mich mit Namen angesprochen.
00:50:32: Und ich habe eine Wirkung gespürt, wo ich mich gefragt habe so, aha, wenn das bei mir so eine Wirkung hat, dass ein... diese Autorität auf mich zukommt und sagt Herr Zitunid und mich ganz nett angesprochen hat, obwohl ich gerade ein Faul begangen habe, habe ich mir gedacht, das ist andersrum genauso.
00:50:46: Und ich habe dann damals mir vor jedem Spieltag im Kicker den Namen des Schiedsrichters notiert und habe dann samstags, sonntags bin ich immer zum Schiedsrichter vor dem Spiel gegangen und habe ihn mit Namen begrüßt.
00:50:57: Das war dann, habe ich dann noch die letzten zwei, drei Jahre meiner Karriere noch hinbekommen und habe jetzt... für mich gemerkt, das hat eine wahnsinnige Wirkung gehabt.
00:51:05: Und ich habe tatsächlich, glaube ich, an vielen Stellen nicht die gelbe Karte kassiert, weil da was passiert ist.
00:51:10: Und deswegen, wir hören am liebsten unsere eigene Namen.
00:51:13: Das habe ich damals mit ein bisschen über dreißig tatsächlich gelernt.
00:51:17: Also es war nur ein kleines Element, aber das ist dieser Zugang zueinander.
00:51:21: Ja, also Menschen wollen sich halt gesehen fühlen.
00:51:23: Das ist ja so.
00:51:24: Also das ist ja das, was also die Definition von Respekt ist ja... eben respiziere den anderen rückblicken den anderen wahrnehmen sehen und nichts anderes geht es.
00:51:39: und das ist ja die.
00:51:41: also sage ich mal sehr einfach zu sagen okay ich könnte mir vielleicht mal den namen von den menschen mit dem mal zu interagieren das ist ja das ist ja sage ich mal so ein ganz einfacher und kleiner baustein und ganz viele machen das halt nicht.
00:51:57: und wenn du dann Nummer fünf, kommen Sie hierher.
00:52:02: Was anderes, als wenn du den Navi sagst.
00:52:04: Und deswegen glaube ich schon, dass das sind halt so Feinheiten oder Kleinigkeiten, die letztendlich im Zwischenmenschlichen so eine große Rolle spielen oder halt ganz banal die Leute mal anzuschauen.
00:52:18: Also, wie oft stehe ich manchmal bei der Platzwahl und natürlich sind Leute dann angespannt
00:52:24: etc.,
00:52:25: aber manche Schauen einen dann selten an.
00:52:27: Also weil sie gerade vielleicht sonst wo gedanklich sind, verstehe ich ja auch.
00:52:32: Da war ich früher selber auch so, dass ich dann gedanklich sonst wo war und ich habe die Leute halt nicht gesehen.
00:52:37: Und das ist dann natürlich nicht so angenehm und nicht so schön für meinen Gegenüber.
00:52:41: Da ist es viel schöner natürlich.
00:52:43: zu merken oder interessiert sich einer für mich und der schaut mich auch noch an, wenn ich mit dem rede und der sagt auch noch guten Tag und auf Wiedersehen und mein Namen kennt er auch noch.
00:52:51: Also das ist ja perfekt.
00:52:52: Was ist denn heute los?
00:52:54: Also das sind halt alles so Sachen, die kriegt man dann hin, wenn man selber emotional ausbalanciert ist.
00:53:02: Also letztendlich nicht die ganze Zeit im Überlebensmodus kämpft und das ist ja als junger Schichtsichter.
00:53:09: Kommst du auf so einen Platz und da geht es in Anführungsstrichen.
00:53:13: Also um diesen Überlebensmo.
00:53:16: Also du bist so gestresst, weil du willst ein gutes Spiel machen.
00:53:19: Du bist angespannt und du willst alles perfekt machen.
00:53:22: Und dann vergisst du die Menschen um dich rum.
00:53:25: Nichts anderes ist ja bar auch bei einem Spieler.
00:53:28: Ein junger Spieler, der nicht so erfahren ist, der geht aufs Spiel und denkt sich, ich will alles geben, ich bin voll im Tunnel fokussiert.
00:53:35: Und dann vergisst du halt ganz viel, was da draußen passiert.
00:53:38: Und das ist, glaube ich, so jetzt wirklich mit der Erfahrung rückblickend, wenn man da drauf schaut, je schneller man es schafft, den anderen Menschen wahrzunehmen, desto größer ist auch die Akzeptanz, weil die Leute spüren, oh, der interessiert sich für mich, dann ist mal bei der, also da hast du automatischen anderen Zugang zu den Leuten und dadurch ist es auch mal wenn es mal brenzlig wird oder eine schwierige Situation kommt, dann sind die Leute auch mal eher gewillt mit dir in einem vernünftigen Ton zu agieren.
00:54:14: Wenn das quasi Überlebensmodus gegen Überlebensmodus trifft, das war früher bei mir, also junger Spieler im Überlebensmodus trifft auf jungen Spieler, der im Überlebensmodus dann kann es nur ja Explosionen geben und deswegen muss man da einfach gucken, wie schafft man es, eine gewisse Bewusstheit für seine Gedanken auch zu entwickeln, um dann Menschen vernünftig zu behandeln?
00:54:40: Ich hoffe einfach nur, dass da draußen jetzt ganz, ganz viele Liederabteilungsleiter, Teamleiter zugehört haben, weil besser kann man das eigentlich kaum auf den Punkt bringen, Dennis, wie du es gerade geschrieben hast.
00:54:53: Ich habe jetzt auch Ein bisschen weniger als zehn Minuten, da will ich am liebsten noch noch ganz, ganz, ganz viel reinpacken, weil da ganz viele Gesprächsideen noch sind.
00:55:03: Das werde ich nicht mehr alles schaffen.
00:55:05: Aber dieser Punkt Druck, große Spiele, die du ja schon so angerissen hast, inwieweit bist du damit klargekommen und kannst uns da mal mitnehmen.
00:55:16: nochmal, so wie das dann wirklich sich für jemanden anfühlt, der so ein Spiel, das... in hunderttausend von Haushalten übertragen, wie er eine große Bedeutung hat.
00:55:27: Und dann ist aber auch dein Schiedsrichter-Team da.
00:55:29: Das heißt, du bist nicht ganz alleine, wird es manchmal unterschätzt.
00:55:33: Überschätzt kannst du das auch noch mal mit reinnehmen, diesen Aspekt des Schiedsrichter-Gespannens.
00:55:42: Naja, also das Team, also kein Schiedsrichter leitet ja mehr ein Spiel alleine.
00:55:47: Also natürlich... wird es so betrachtet, dass wir mehr oder minder Einzelkämpfer sind, die dann Entscheidungen treffen auf dem Platz.
00:55:53: Aber wir sind ja ein Team und die ganz große Kunst ist es halt, dass das Team zu dem jeweiligen Zeitpunkt in so einer Verfassung ist, dass sie bereit sind, auch Informationen zu übermitteln und die richtige Entscheidung zu treffen.
00:56:06: Das ist nichts anderes wie in jedem Unternehmen, dass man versucht, dass Menschen proaktiver gieren, mutiger gieren und Verantwortung übernehmen.
00:56:14: Also in der Wissenschaft spricht man ja von der psychologischen Sicherheit, was Amy Edmonds in ihren Studien bei Google herausgefunden hat.
00:56:22: Es braucht eben eine gewisse gesunde Fehlerkultur, dass Menschen mutig agieren und proaktiv agieren und was auch was sagen.
00:56:31: Und dieses Thema dafür sind die Entscheider verantwortlich.
00:56:36: Also ich bin als Schiedsrichter verantwortlich dafür, dass meine Assistenten, mein Team sich in der psychologischen Sicherheit wähnt und sagt, okay, bei dem kannst du was sagen, ohne dass er mich dann sofort bei der... Also, wenn ein Fehler passiert, dann stellt er sich vor die Kamera und sagt, ja, ich kann nichts dafür, es waren die anderen.
00:56:53: Und das müssen Leute spüren.
00:56:55: Und das spüren sie nur dann, wenn sie merken, ey, der handelt auch so.
00:56:59: Der übernimmt Verantwortung, wenn er Fehler macht.
00:57:02: Also, das ist ja die einfachste Form, um eine gesunde Fehlerkultur in Unternehmen einzuführen oder in so einem Team ist, wenn der Entscheider... Wenn die Führungskraft selber das vorlebt, indem sie sich hinstellt mal und sagt, ich habe einen Fehler gemacht.
00:57:17: Und das kriegen einige nicht hin.
00:57:20: Sie kriegen es nicht hin, weil sie entweder so massiv unter Druck stehen und sich denken, ich darf jetzt gar nichts sagen, ich muss irgendetwas finden.
00:57:28: Dann werden Sachen versucht, unter ein Teppich zu kehren oder eben letztendlich die Verantwortung abzuschieben auf andere Leute.
00:57:36: Und damit schafft man leider nicht, nachhaltig gute Entscheidungen zu treffen.
00:57:44: und nachhaltig gute Entscheidungen, die trifft man im besten Fall eben im Team.
00:57:50: Und das ist in der Wirtschaft so, das ist eben auf dem Fußballfeld so, als Schiedsrichter oder im Schiedsrichter-Team.
00:57:56: Und deswegen glaube ich da eben, dass das eine ganz, ganz elementare Funktion ist, weil du das gerade eingeleitet hast mit dem Thema Druck.
00:58:04: Und natürlich ist es auch so, Natürlich hat man Druck als Einzelner, aber auch als sieht sich der Team.
00:58:11: Aber wenn die Teammitglieder spüren, da ist einer, der federt das so ein bisschen ab, dann sind die auch mutiger.
00:58:17: Dann sagen die auch mal
00:58:20: Sachen,
00:58:21: die sie vielleicht nicht sagen würden.
00:58:22: Weil sie sich denken, oh Gott, wenn ich jetzt hier was reinrufe, Ich bin zwar ein bisschen weiter weg, ich habe es aber gesehen.
00:58:31: Soll ich jetzt was sagen?
00:58:32: Soll ich nicht sagen?
00:58:33: Eigentlich ist es nicht mein Bereich, aber wenn Menschen wissen, ich rufe da jetzt rein und der Entscheider, der steht sich da in der Mitte, der kann das gut filtern bzw.
00:58:42: er schiebt es dann nicht am Ende auf mich ab, dann hast du eine ganz andere Dynamik im Team.
00:58:47: und das versuche ich natürlich immer, weil mir im Team auch aufrecht zu erhalten.
00:58:52: Das hat aber auch was damit zu tun.
00:58:55: In welcher Verfassung bin ich selber?
00:58:56: Wenn ich selber angeschlagen bin, wenn ich selber mehrere Spiele hatte, die nicht gut liefen, dann ist der Druck größer, dann brauche ich letztendlich auch umgekehrt von meinem Team eben dieses Gefühl, die stehen zu mir und die versuchen mir zu helfen.
00:59:14: Aber das haben wir über die Jahre ganz gut gemeistert im Team, ohne die Jungs, die bei mir jahrelang eben auch schon an der Seitenlinie agieren, hätte ich niemals solche Spiele oder bestimmte Spiele über die Bühne gebracht oder einzelne Entscheidungen auch so lösen können.
00:59:37: Ganz am Ende ist es immer das Team, was letztendlich dieses Spiel nach Hause bringt und die Assistenten in meinem Fall, die werden halt kaum wahrgenommen oder kaum gesehen, sondern es wird immer der Schiedsrichter wahrgenommen.
00:59:52: Aber die Arbeit, die die Jungs da draußen leisten, ist unglaublich.
00:59:58: Was da auch an Herzblut und Aufwand dahinter steckt.
01:00:04: Was war dein schwierigstes Spiel, Dennis?
01:00:09: Ein konkretes Spiel rauszuziehen und zu sagen, das war das schwierigste Spiel.
01:00:17: Wenn man sagt, das schwierigste Spiel, dann ist es für mich immer so Spiele, aus irgendwelchen Gründen zum Beispiel abgebrochen werden mussten
01:00:27: etc.,
01:00:28: weil dann so ein Spiel nicht zu Ende gespielt werden konnte.
01:00:31: und es gab schon, ich hatte ein Länderspiel mal in Montenegro gegen Russland, da wurde der Torhüter mit einer Leuchtrakete am Kopf getroffen und dann flogen Messer aufs Spielfeld, da muss sich das Spiel irgendwann abbrechen.
01:00:48: Das sind dann so Momente, Das fühlt sich nicht schön an.
01:00:54: Das hat dann nichts mit Fußball zu tun.
01:00:56: Da denkst du dir, ich will ja nicht gar nicht sein.
01:01:02: Wir lieben ja den Fußball genauso.
01:01:05: Du willst ja eigentlich ein Fußballspiel sehen und nicht solche Eskalationen.
01:01:10: Solche Momente sind dann immer schwer.
01:01:16: Ja, innerlich eigentlich da raus geht und sich denkt cool jetzt findet da ein Fußballspiel statt.
01:01:22: Da kämpft eine Mannschaft gegen die andere Punkte oder um den Sieg.
01:01:27: Und im Optimalfall verläuft es quasi in Unterfernbedingungen.
01:01:33: Natürlich passieren mal Fals, die eben dazugehören.
01:01:36: Aber wenn dann Sachen passieren, die die so massiv sind, dann ist es schon sehr schwer zu händeln.
01:01:44: Genauso hatte ich mal in Albanien gegen Israel ein Spiel und da waren Anschlag, also Anschlag geplant.
01:01:53: wohl, da war der Sicherheitsdienst von Israel der Mossath also komplett anwesend.
01:02:00: und dann, also das ist schon ein komisches Gefühl, also wenn du so ins Stadion reingehst und die, du dir denkst, oh Gott, was kann hier eigentlich alles passieren?
01:02:11: Dann versuchst du halt alles natürlich auch auszuschalten, aber Da sind wir halt auch Menschen und du denkst dann halt, also eigentlich wollten wir hier einen Fußballspiel leiten und dann denkst du hier über irgendwelche anderen Themen nachher.
01:02:28: Wir sind gleich am Ende, Dennis, eine Frage noch.
01:02:33: Jetzt hast du das während dieser Stunde schon so... brilliant und prägnant immer auf den punkt gebracht.
01:02:38: diese menschlichkeit diese zugewandtheit das interesse für den anderen die art des umgangs nicht zu lasten der anderen mit den anderen also all das.
01:02:47: und jetzt bist du ja in der bundesliga zumindest siebzehn jahre unterwegs noch viel viel länger als schiedsrichter.
01:02:55: aber was hat sich denn in der bundesliga für dich in einer zeit wo wo wir gerade auch erleben viele Anfeindungen, Stimmungen, die hochkochen, Diskriminierung, rassistische Vorfälle.
01:03:11: Wie hat sich aus deiner Sicht das Schiedsrichter so diese allgemein gesellschaftliche Stimmung im Stadion auch auf dich gezeigt, ausgewirkt?
01:03:23: Wie würdest du es mal... beschreiben, ist das aus der Sicht, es schiedsricht das, da geht es halt um Fußball, Schalke, Dortmund, zwei Fanlager, die sich gegenüberstehen, ist das nach wie vor so, naja, das ist halt eben Fußball.
01:03:36: oder spürst du auch, dass die Zeiten andere geworden sind?
01:03:41: Also ich glaube, die Entwicklung ist jetzt keine rein Fußballtypische Thematik oder eine rein Fußballtypische Problematik, sondern wir sehen ja, dass Amtsträger teilweise ... beleidigt werden.
01:03:55: Also das natürlich
01:03:57: ...
01:03:58: ... seitdem die Leute ... ... Amtspolitiker, also es ist ja Wahnsinn, was man teilweise da ... ... lesen muss bei in den ... ... also wenn Politiker bei Social Media aktiv sind, dann ist das unglaublich, was die ertragen müssen.
01:04:12: Also das ist jetzt kein Phänomen, nur vom Fußball.
01:04:15: Was halt, glaube ich schon, sich massiv verändert hat, ist, dass Menschen relativ schnell durch Social Media ihre Meinung kundtun können.
01:04:24: und glauben, dass das ein rechtsfreier Raum ist.
01:04:27: Also, ehrlicherweise die Idioten sterben ja nicht aus, sie werden tendenziell eher mehr und dann hauen die da ihre Beleidigungen und ihren geistigen Bullshit daraus bei Social Media, wo du dir denkst, Wahnsinn, was ist mit diesen Leuten eigentlich?
01:04:43: Und da gibt es schon auch Grenzen.
01:04:45: Also da gibt es Grenzen, wo man sagen muss, lass ich mir das wirklich gefallen oder gehe ich vielleicht ein Stück weit sogar dagegen vor.
01:04:54: Und das sind alles so.
01:04:55: Momente, die ich auch abwege, wo ich mir dann überlege, da passieren schon, natürlich kriegt man immer wieder mal irgendwelche Anfeindungen von Fans, die dann sauer sind.
01:05:06: Das kann ich aber ganz gut abschätzen, wenn einer schreibt, er hat so Tomaten auf den Augen, dann denke ich mir, na gut, das gehört irgendwie dazu.
01:05:14: Aber es gibt natürlich dann schon Grenzen, die manchmal überschritten werden und da muss man für sich die Frage stellen, geht man da nicht sogar gegen vor.
01:05:23: Und nochmal, das ist aus meiner Sicht nicht ein Fußball ... Thema, sondern das ist ein gesellschaftliches Thema geworden, dass Lehrer und Politiker
01:05:34: etc.,
01:05:35: also was wir ja schon aufgezählt haben, angefeindet werden, wo die Verantwortung einfach abgeschoben wird, wo die Leute ihren geistigen Müll davon sich geben und dann Menschen beleidigen und vergessen, dass dahinter ja auch Menschen sind.
01:05:47: Und ich finde es halt furchtbar, auch bei jungen Spielern, die dann mal Fehler machen, dann werden die da angegangen über Social Media, wo du dir denkst, hey, Er
01:05:57: ist ein
01:05:57: achten, neunzehnjähriger Junge, der hat jetzt halt mal einen Fehler gemacht.
01:06:01: Der macht das ja nicht absichtlich, genauso wie ein... Also, kein Schiedsrichter geht auf den Fußballfeld und denkt sich, jetzt mache ich mal absichtlich einen Fehler.
01:06:08: Also, das ist ja nicht unser Bestreben.
01:06:13: Wir sind Leistungssportler, wir wollen natürlich richtig liegen.
01:06:16: Und ich verstehe, dass natürlich auch der ein oder andere Fan aus seiner Sicht sich denkt, das war jetzt aber falsch, was der gemacht hat und dass er diese Grauzone sich eher für sich auslegt.
01:06:26: Auch das ist alles nachvollziehbar.
01:06:29: Deswegen habe ich dann eine hohe Toleranz, aber es gibt eben Grenzen, die dürfen nicht überschritten werden und die werden manchmal überschritten und da muss man dann halt auch ganz konsequent agieren.
01:06:40: Und das finde ich halt sehr schade, weil ganz am Ende geht es ja um Fußball.
01:06:45: Jetzt werden wir wieder zum Fußball zurückkehren.
01:06:47: Da geht es um die Leidenschaft, um das, was wir alle lieben.
01:06:50: Wir wollen den schönen Fußball sehen und mal gewinnt halt der eine, mal verliert die andere
01:06:59: sein.
01:06:59: Also
01:07:00: das ist halt, und wenn man dann nach dem Spiel sich die Hand gibt und sagt, hey, das ist jetzt, das war es dann jetzt halt und wir sehen uns wieder beim nächsten Mal.
01:07:12: Das ist halt das Schöne.
01:07:14: Aber wie gesagt, das wird als wahrscheinlich so ein Wunschdenken bleiben, dass die Leute bestimmte Grenzen dann nicht überschreiten.
01:07:24: Und je mehr, letztendlich auch Aktivität bei Social Media, desto mehr Leute fühlen sich irgendwie dazu berufen, ihre Meinung zu äußern.
01:07:36: Und das muss man dann wahrscheinlich akzeptieren.
01:07:39: Irgendwie gehört es dazu, aber eben Ich achte da schon, dass bestimmte Grenzen eben nicht überschätzt werden.
01:07:47: Und um nicht ganz mit diesem negativen Aspekt deines Jobs rauszugehen.
01:07:52: Jetzt wirklich die letzte Frage, Dennis.
01:07:55: Fällt dir eine Begegnung ein auf dem Platz, die einfach als eine wunderbare, wunderschöne Erinnerung hängen geblieben ist?
01:08:03: Weil
01:08:03: du
01:08:04: von einem Trainer, einem Ersatzspieler, einem Spieler wirklich ... Ja, im Gespräch hattest du etwas Passiertes auf dem Platz, die du so nicht erwartet hast.
01:08:18: Gibt es da?
01:08:19: Es gibt wirklich sehr, sehr viele Spiele, die wirklich eine unglaubliche, die unglaublich positiv quasi in mir verankert sind.
01:08:33: Man hat einen super Austausch mit Spielern.
01:08:38: Leute, die einen wahnsinnig respektieren und anerkennen.
01:08:41: und also da gibt es so viele und da jetzt eins raus zu ziehen wäre schwierig.
01:08:46: Was mir persönlich immer in Erinnerung bleibt, ist natürlich sind so Momente, wo die Familie dann auch im Stadion ist, wo du also bei mir was bei den Pokalfinale, was ich geleitet habe, ist mittlerweile so lange her.
01:09:01: Also das war Frankfurt gegen Dortmund.
01:09:05: Und das war das letzte Jahr ohne Videoassistenz, das war das letzte Pokalfinale ohne den Videoassistenz.
01:09:13: Wir haben das Spiel wirklich geräuschlos über die Bühne gebracht, wurde durch einen Elfmeter entschieden, aber der Gott sei Dank korrekt war.
01:09:21: Und wenn du dann da unten nach Abpfiff dastehst und wirklich beide Mannschaften zu einem kommen und einen abklatschen und sagen, hey, Glückwunsch zur Spieleitung.
01:09:33: die verloren haben, die in dem Fall waren es die Frankfurter, die verloren haben, sich wahnsinnig wirklich so nett verhalten und einfach auch einem diese Wertschätzung geben und den Respekt zollen, dass man so ein Pokalfinale ordentlich geleitet hat und dann ist die Familie da im Stall und auch noch die Kinder sind da und das gibt einen wahnsinnig viel Energie.
01:09:57: Wir haben ja selten ja so ein Heimspiel, deswegen ist das natürlich auch ein ganz außergewöhnliches.
01:10:02: Und von solchen Momenten lebt man dann auch, aber ich lebe auch von ganz, ganz vielen Momenten, wo jetzt erst vor kurzem, wo Spieler dann sagen, ey, du kannst doch jetzt nicht aufhören.
01:10:14: Und schön.
01:10:15: Also das ist extrem beherrtschätzen, wo ich mir denke.
01:10:20: Wahnsinn, der muss das ja gar nicht sagen.
01:10:22: Also nach dem Spiel, das Spiel ist aus und dann sagt er, du kannst doch nicht aufhören, das fand ich halt unglaublich nett, weil Menschen einfach, da sieht man, dass man doch irgendwie ein Stück weit zu dieser Familie gehört und das macht einen dann, also das macht mich eigentlich stolz, dass man diese Verbindungen hat und diese Beziehungen zu den Menschen.
01:10:42: und das wird immer bleiben, egal was letztendlich da noch passiert und kommt.
01:10:48: Da bin ich sicher, du wirst Teil dieser Familie bleiben, Dennis.
01:10:52: Du wirst es in dieser Saison wahrscheinlich noch öfters hören.
01:10:55: Hinten raus wird es auch sehr emotional werden.
01:11:00: Nicht, dass ich mich darauf freue, sondern schau gespannt dann zu, wie du deinen Abschied nehmen
01:11:06: wirst.
01:11:07: Wünsch dir noch fantastisch schöne Spiele.
01:11:11: Genieß jeden Moment, das wirst du tun.
01:11:16: Mit deiner Bewusstheit und deiner Klarheit ist das natürlich auch alles präsent.
01:11:20: Ich habe heute ganz, ganz viel Schönes gehört von dir, Wichtiges gehört über das Thema Führung.
01:11:29: Wie wollen wir miteinander umgehen?
01:11:31: Es war sehr inspirierend und deswegen, also kann sich Deutschland auch auf dich freuen, dass du noch mehr Zeit hast, diese Inhalte in all deinen Formaten dann auch zu übersetzen.
01:11:43: Vielen Dank, Dennis.
01:11:44: Vielen Dank für die Einladung.
01:11:46: Tschüss!
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